Psalmen wie im Gotteslob

Begonnen von StefanLily, Mittwoch, 30. Dezember 2020, 22:59

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StefanLily

Guten Abend zusammen!

Ich möchte gerne mit LilyPond Psalmtöne niederschreiben, wie man sie vom Gotteslob oder dem Antiphonale zum Stundenbuch her kennt. Es gibt nur ein einziges Hindernis: Es braucht dazu Noten, auf denen mehrere Silben kantilliert werden können und dargestellt werden, wie eine Brevis, also ein Notenkopf eingerahmt von zwei senkrechten Strichen; der Haken: Die Notenköpfe müssen ausgefüllt sein. Also: a \brevis bringt mich nicht weiter, weil hier immer eine Doppelganze (nicht ausgefüllter Notenkopf) abgedruckt wird.

Versuch einer Problemlösung: Ich habe mich echt in Engravern, (Layout-)Objekten, Interfaces, Properties und alles eingelesen und mich auch mit der Lilypond-Referenz abgemüht, aber keine Lösung gefunden. Neumen, Mensuralnotation, Gregorianik & Co. geben für diesen - wie es scheint - Sonderfall auch nichts her, nicht in Lilypond.

Habt Ihr eine Lösung oder habe ich tatsächlich etwas gefunden, was Lilypond nicht kann  :o??

Herzlichen Gruß
Sefan

harm6

Hallo,

willkommen im Forum!

Vielleicht ist in diesem thread was für Dich dabei:
https://archiv.lilypondforum.de/index.php/topic,2027.msg11172.html#msg11172

Gruß,
  Harm

StefanLily

#2
Hallo Harm!

Danke für den Link. Ich hab die \fillBrevis-Funktion gefunden und es funktioniert. Verstehen tu ich aber nur Bahnhof von dem was da steht.

Was muss man lesen, um das zu beherrschen - solche Funktionen zu schreiben meine ich? Wie viel Zeit bleibt da noch für die Musik  ;)?

Herzlichen Gruß
Stefan

StefanLily

Hm, mein Gesellenstück nach vielen Stunden (siehe Anhang). Ich muss sagen, ich bin ernüchtert. Die Frage wird sein: Viel Zeit investieren, um ein einfaches Problem optisch einigermaßen vernünftig zu lösen, oder doch wieder auf "Handnotation" umsteigen. Ich fürchte, ich wähle zweiteres.

harm6

#4
LilyPond hat kein glyph für eine ausgefüllte Brevis mit senkrechten Linien links und rechts.
Tatsächlich habe ich sowas auch nicht in SMuFL gefunden (da hab ich aber nur ein älteres manual) oder sonst wo online.

Also muß man selbst ran.
Probier mal:

\version "2.20.0"

#(define (filled-breve grob)
  "If @code{grob}, which is supposed to be a @code{NoteHead} grob, is of
duration @code{\\breve} return a different stencil with a filled head and
lines at left and right edges.  Otherwise return the default."
  (let ((dur-log (ly:grob-property grob 'duration-log)))
    (if (eqv? dur-log -1)
        ;; some magic numbers below, found by try and error
        (let* ((grob-font (ly:grob-default-font grob))
               (new-head (ly:font-get-glyph grob-font "noteheads.s2"))
               (new-head-height (ly:stencil-extent new-head Y))
               (staff-space (ly:staff-symbol-staff-space grob))
               (lne
                 (make-line-stencil
                   (* 0.16 staff-space)
                   0
                   (- (car new-head-height) (* 0.08 staff-space))
                   0
                   (+ (cdr new-head-height) (* 0.08 staff-space)))))
       (ly:stencil-combine-at-edge
         (ly:stencil-combine-at-edge lne X RIGHT new-head -0.02)
         X RIGHT lne -0.02))
      (ly:note-head::print grob))))

filledBreve =
\override NoteHead.stencil = #filled-breve

%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%
%% Example
%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%

\score {
  \new Staff {
    \compressFullBarRests
    g'\breve
    a'\breve
    \filledBreve
    g'\breve
    a'\breve
  }
  \layout {
    \context {
      \Voice
      \omit Stem
      \omit Flag
    }
    \context {
      \Staff
      \omit BarLine
    }
  }
}


Sollte robuster sein als der alte fillBrevis-code.


Gruß,
  Harm

harm6

ZitatHm, mein Gesellenstück nach vielen Stunden (siehe Anhang). Ich muss sagen, ich bin ernüchtert. Die Frage wird sein: Viel Zeit investieren, um ein einfaches Problem optisch einigermaßen vernünftig zu lösen, oder doch wieder auf "Handnotation" umsteigen. Ich fürchte, ich wähle zweiteres.

Nun, gerade LilyPond braucht eine längere Eingewöhnungszeit. 
Auch ist die Eingabe nicht so schnell wie bei anderen GUI-basierten Notensatzprogrammen.

Jedoch ist das Ergebnis der Mühen wert, imho.
Und für Probleme bei denen man nicht weiter weiß gibts ja dieses Forum.

Aber es ist natürlich Deine Entscheidung.

Gruß,
  Harm

StefanLily

Hallo Harm,

Erst mal: Gutes, gesundes neues Jahr!

Ich bin Dir sehr dankbar für Deine Mühen um mein Problem. Ganz grundsätzlich: Ich arbeite ja schon lang und gern mit LilyPond. Aber es gibt Situationen, wie diese, wo man sich als Dirigent oder Kantor wirklich überlegen muss, wie viel Zeit man da jetzt reinstecken will bzw. kann. Aber ich habe mir vorgenommen, grundsätzlich ein bisschen tiefer vorzudringen. Das kann aber nicht mit einer akuten Problemstellung geschehen  ;).

Besten Gruß
Stefan

Joei

@harm6 - ich finde ehrlich gesagt inzwischen NICHT, dass es bei Lilypond länger dauert als bei GUIbasierten Tools. Ich ediere ganze Kantaten und bin inzwischen deutlich schneller...
@Stefanlily - ja, besondere Problemstellungen sind manchmal knifflig, ich bin auch jedesmal beeindruckt, was besonders hier für Lösungen kreiert werden - aber das gute ist: hast Du einmal eine befriedigende Lösung, beispielsweise für die Psalmodien gefunden, dann gehts beim nächsten Mal fix...