LillyJAZZ und Akkordsymbole \chordmode [gelöst]

Begonnen von Markus W. Kropp, Donnerstag, 29. Juni 2017, 12:29

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Markus W. Kropp

Ich schon wieder ...

nach einer absoluten "Totsuche" im Netz habe ich nun schon wieder eine Frage an Euch. Es geht um den LilyJAZZ-Font von Thorsten. Ich habe ein Lilypond 2.18.2 unter Linux und habe das .otf in den Ordner /usr/share/fonts/type1 kopiert sowie die .ily-Datei in Frescobaldi eingebunden / den Pfad freigegeben, wo die Datei liegt. Die Noten werden prima dargestellt, der Text auch. Nur die Akkorde wollen einfach nicht im LillyJAZZ-Font funktionieren. Es wird immer der Standard-Font benutzt. Warum, erschließt sich mir nicht.

Hier mal mein Code:

\version "2.18.2"

\include "LilyJAZZ.ily"

\paper {
  myStaffSize = #21
  #(define fonts
     (make-pango-font-tree
      "lilyjazz"
      "lilyjazz-text"
      "lilyjazz-chord"
      (/ myStaffSize 21)
      ))
}

\header {
  title = \markup {  \fontsize #3 \override #'(font-name . "LilyJAZZ Text") "A groovy affair" }
  composer = \markup { \italic \override #'(font-name . "LilyJAZZ Text") "Martin Sasse" }
  tagline = ""
  copyright = \markup { \smaller "Musikverlag B36" }
}

akkorde = \chordmode {

%0
  \jazzOn
  s4
 
%1-2
  bes1:7
  es:7
 
%3-5
  bes2.:7 as4:7
  b2:7 bes2:7
  es1:7
 
}

melodie = \relative c' {
  \jazzOn
  \clef treble
  \numericTimeSignature
  \time 4/4
  \tempo 4 = 120
     
%0
  \bar ".|:"
  \partial 4 \times 2/3 { f8 g bes }

%1-2
  \acciaccatura des16 es4 des!~des \times 2/3 { f,8[ g bes] }
  es des \times 2/3 { es8 f des~ } des4 \times 2/3 { f,8 g bes }
  \break
 
%3-5
  \acciaccatura des16 es4 des~des \times 2/3 { f,8 g bes }
  gis' e \times 2/3 { b cis d~ } d4 \times 2/3 { f,8 g b }
  es4 des \times 2/3 { f,8 as bes } c as~
  \break
 
}


\score {
  << 
    \new ChordNames {
      \set chordChanges = ##t
      \akkorde
    }
     
    \new Staff {
      \melodie
    }
 
     
  >>
 
}
  \layout { indent = 0 }
  \midi { \tempo 4 = 140 }


Da ich keinerlei Beispiel aus der Praxis finde, wie ich das zum Laufen bringen kann sowie ich auch theoretisch nichts finde frage ich nun hier. Wie gesagt, die Akkorde unter /akkorde werde zum Verrecken nicht im LillyJAZZ-Font geschrieben.

Fehlermeldungen bekomme ich beim Kompilieren keine.


Kopfzerbrecherische Grüße

Markus

PS habe gelesen, dass es eine weiterentwickelte Version von LilyJAZZ gibt. Kommerziell (würde ich gerne kaufen) mit dem Namen "lilyjazz". Finde ich nirgendwo. Gibt es den nicht mehr?

Markus W. Kropp

Habe die Lösung selbst gefunden.

ALSO

Das zip vom Thorsten mit den Links, die man im Netz findet, hatte nicht die Datei lilyjazz-chord.otf enthalten. Die kompletten Dateien für den lilyjazz-font habe ich hier gefunden:

https://github.com/OpenLilyPondFonts/lilyjazz

Dort sind alle *.otf, die man braucht, herunterladbar. Oh Mann! Zur Vollständigkeit noch andere Links, wo man sich wichtige Sachen runterladen kann:

Riesen Sammlung an fonts:
https://elbsound.studio/music-fonts.php

Eine verbesserte LilyJAZZ.ily Datei von Eugenio (bischen runterscrollen, ist irgendwo ein Anhang im Thread):
https://archiv.lilypondforum.de/index.php?topic=2236.0

Und wieder 3 Stunden rum, aber Problem gelöst! Yeah!


Musikalische Grüße

Markus

Malte

#2
Hallo Markus,

zunächst eine ganz grundsätzliche Frage: Wäre es für dich eine akzeptable Option, eine aktuelle 2.19.xx-Version zu installieren? Das geht relativ einfach und wenn man Frescobaldi das mitteilt, sucht er sich immer die passende Version anhand des \version-Befehls raus.

Hintergrund dieser Frage: Seit Version 2.19.12 o. ä. ist das Verwenden von alternativen Musikschriftarten deutlich einfacher geworden. Damit könntest du dir vermutlich einiges an Aufwand sparen (und tatsächlich hab ich auch einfach keine Ahnung, wie man mit alternativen Fonts in 2.19.11 und früheren Versionen umgeht und möchte mich da auch nicht mehr reinarbeiten, da ich mit 2.19.xx sehr zufrieden bin; viel kann ich dir also da nicht helfen).

Ungefähr gleichzeitig hat Abraham Lee eine ganze Reihe von freien Schriftarten unter fonts.openlilylib.org veröffentlicht, darunter auch an das aktuelle LilyPond angepaßte Versionen von LilyJAZZ und Gonville (eine weitere Alternative zu Feta/Emmentaler, die es vorher schon gab).* Ein paar Monate später hat er beschlossen, diese Fonts doch verkaufen zu wollen, weshalb sie nicht mehr unter fonts.openlilylib.org zu finden sind. Die letzte freie Version der Schriftarten ist unter https://github.com/OpenLilyPondFonts zu finden, nur werden die halt nicht mehr weiter aktualisiert. Ich glaube kaum, daß an LilyJAZZ noch viel geändert wird, solltest du den Font trotzdem kaufen wollen, kannst du nach ,,Music Type Foundry" suchen.

Ansonsten: Es gibt ein LilyJAZZ-Unterforum in unserem Archiv, wo sicher eine Anleitung für 2.16/2.18 zu finden sein wird. Und in diesem Blogpost von 2013 wird die Vorgehensweise ebenfalls beschrieben.

Viele Grüße
Malte

* Mein Liebling ist Cadence, ein ,,verbesserter" Feta. Es ist noch ganz klar LilyPond-Look, aber Violinschlüssel, Auflösungszeichen und Trillerzeichen sind ausgewogener und alles ein kleines bißchen weniger kantig. In diesem Blogpost werden die neuen Fonts angekündigt, hier ein Beispielnotentext, der alle Varianten darstellt.

Edit: Ich seh gerade: Abraham verkauft nicht alle, LilyJAZZ ist nicht dabei.

Markus W. Kropp

Hi Malte,

jetzt haben sich unsere Antworten überschnitten.

Wie gesagt, ich habe eine Lösung gefunden. Deine Links sind genau das, wo ich heute morgen drüber gestolpert bin – trotzdem danke dafür. Eine spätere Lilypond-Version nutze ich nicht weil ich schon genug damit zu tun habe mich in eine Version rein zu fuchsen und mich an eine Dokumentation zu halten. Wenn ich andere Versionen parallel nutzen würde, dann würde ich mit irgendwelchen Änderungen permanent durcheinander kommen. Dann heisst es nicht mehr # sondern #' oder was da auch immer intern in der Seitenbeschreibungssprache geändert wird.

Nun weiß ich z.B. wie das mit den Fonts unter 2.18.2 geht. für 2.19.xx müsste ich mich wieder neu einarbeiten wie das geht. Da bleibe ich lieber fest bei einer Version bis eben 2.20 rauskommt (was ich auch erst dann nutzen würde, wenn 2.18.2 nicht mehr reicht). Ich bin eben Musiker und kein Programmierer und habe mich trotzdem für Lilypond entschieden (und es nie bereut – auch wenn ich momentan viel zu viel Zeit mit dem Notensatz verbringen muss).

LG Markus

Markus W. Kropp

Ich bin nach langen Überlegungen mit meinem kleinen Verlag beim Emmentaler (für klassische Musik) geblieben weil er so schön dick und lustvoll ist. Das kombiniere ich mit einer eher nüchternen Text-Schriftart und einem schlichten Äußeren der Hefte.

Cadence ist schlanker, moderner als Emmentaler. Das wäre für mich mit schlankem Text und schlichtem Design zu "drüsch". Es ist ist die Kombination aus alt und neu, die mich dazu bewegt hat beim Emmentaler zu bleiben.

Für Jazz probiere ich mich gerade neu aus. Das ist alles völlig neu. Da passt ein Emmentaler einfach nicht. Mal schauen, wo die Reise langgehen wird, es gibt ja nicht nur lilyJAZZ ...

Und klar: das sind alles Geschmacksfragen. Und darüber lässt sich bekanntlich nur schwer streiten. Das hatte ich auch nicht vor, ich wollte einfach ein bischen über fonts plaudern  ;D

LG Markus

messingsound

Hallo Markus,

dann plaudere ich mal ein wenig mit. Gerade hab ich meine Dixieland-Notizen mit lilyjazz ein wenig aufgehübscht, und konnte mich eines leichten Schmunzeln nicht erwehren. You made my Day!  8)

Wobei die echten Hardcore-Jazzer meiden ja Noten wie der Teufel das Weihwasser. Einige alte Lehrer hatten mich gefragt, ob ich nicht in ihrer Rentnerband Trompete spielen wollte. Melodien gab's nur auf Zuruf, und jedesmal anders. Die konnten kein Tempo halten, und die Stücke hatten zwar alle einen Anfang, aber am Ende hörten die einfach auf, weil keiner mehr weiterspielte. >:(

Ich hatte dann eine Setliste und ein paar Ablaufpläne erstellt, und ganz vorsichtig vorgeschlagen, sich darauf zu einigen und konsequent zu üben. Das war dann mein letzter Auftritt in dieser Formation. Schade eigentlich :(

Schönen Sonntag noch

Gruß Thomas

Markus W. Kropp

#6
Hm, interessant was Du schreibst, Torsten. Als erstes würde mich interessieren, wie Du "echten Hardcore-Jazzer" definierst. Den Jazzer, für den ich ein paar Sachen rausbringen werde, ist in dem Sinne "echter Hardcore-Jazzer" dass er in der ganzen Welt spielt und selbst komponiert. Er spielt IMMER mit Leadsheets und Noten, genau wie seine Kollegen in seinen wechselnden Ensembles. Und er übt. Täglich. Viel. Ich wüsste auch nicht, wie sich sonst seine hervorragenden Improvisationen auf der Bühne entfalten sollten wenn er nicht andauernd hart an sich arbeiten würde. Allerdings meinst Du mit "echtem Hardcore-Jazzer" etwas anderes, vermute ich.

Diese Art des Denkens der (Deiner) genannten Jazzer finde ich mehr als eine Plauderei (merke ich gerade, auch wenn ich das oben so genannt habe). Warum sehen die Noten im Jazz so anders aus als in der Klassik? Was drückt lillyJAZZ als Font optisch anderes aus als der Emmentaler? Kann sich jetzt jeder selber denken, das wäre ein eigener Thread. Mein Jazzer fand den Emmentaler zu nüchtern und "clean". Ich finde das als Klassik-Komponist normal und überhaupt nicht clean. All das findet ja seinen Niederschlag in Lilypond: warum sehen welche Noten wie aus – nicht "nur" vom Font her sondern von den Proportionen etc. Das musikalische Denken und Empfinden einer Musikrichtung will sich quasi auch im Aussehen des Notentextes wiederfinden und ausdrücken.

Das, was ich unter "Deinem" "echten" Hardcore-Jazzer-Begriff raushöre ist eher ein kokettieren mit etwas, um dann keine Arbeit haben zu müssen (mit dem Üben – Musik ist ja nur "Gefühl" und "Begabung" oder sonstwas Mystisches, höre ich da indirekt raus und das ist natürlich Quatsch). Freiheit braucht Begrenzung, ansonsten ist es keine Freiheit sondern z.B. Ingonranz. Und die führt zu nichts. "Die Freiheit des Einzelnen hört da auf, wo die Freiheit des anderen beginnt" ist ein schönes Zitat, was diese Art Begrenzung beschreibt, die ich meine. Ignoranz führt eben logischerweise zu dem, was Du mit den "Musikern" erlebt hast: Abbruch und Frust.

Ja, eben: schade eigentlich. Aus meiner Sicht sehr logisch, denn Musik bedeutet, wenn man es ernst meint, entweder Arbeit (Laie) oder Knochenarbeit (Profi).


Auch Dir einen schönen Sonntag  ;)

Markus

PS Du bist der Torsten, der lilyJAZZ entwickelt hat? Kann ich dafür was spenden? Wenn ja, wo?

PPS wie wäre es denn mal einen DONATE Button irgendwo für Lilypond einzurichten? So, wie das momentan gehandhabt wird, ist das absolut nicht zeitgemäß und umständlich und ätzend. 'Tschuldigung. Die Kohle können sich die Programmierer (mittels DONATE erhalten) ja intern aufteilen. Je nachdem, wer wieviel gemacht hat. Ich denke, dass so viel mehr und leichter Kohle reinkäme. Ist aber nur eine Idee ... und ist nur aus meiner bescheidenen User-Sicht.

Malte

Zitat von: Markus W. Kropp am Sonntag,  2. Juli 2017, 16:14
PS Du bist der Torsten, der lilyJAZZ entwickelt hat? Kann ich dafür was spenden? Wenn ja, wo?
Nein, Thomas ist nicht Torsten ;) Und vom LilyJAZZ-Entwickler hat man seit Jahren nichts mehr gehört, weder hier im Forum noch auf der Mailingliste ...
Zitat
PPS wie wäre es denn mal einen DONATE Button irgendwo für Lilypond einzurichten? So, wie das momentan gehandhabt wird, ist das absolut nicht zeitgemäß und umständlich und ätzend. 'Tschuldigung. Die Kohle können sich die Programmierer (mittels DONATE erhalten) ja intern aufteilen. Je nachdem, wer wieviel gemacht hat. Ich denke, dass so viel mehr und leichter Kohle reinkäme. Ist aber nur eine Idee ... und ist nur aus meiner bescheidenen User-Sicht.
Solche Vorschläge werden vermutlich auf den englischen Listen (user/bug/devel) eher gehört, weil da ein Großteil der Entwickler unterwegs ist.
Was ist denn daran ätzend?

messingsound

Hallo Markus,

wie bereits erwähnt, Torsten != Thomas.

Hardcore: Ich habe Leute erlebt, die sich in eine Nische (hier Dixieland) zurückgezogen hatten, und nichts anderes gelten lassen wollten. Die großartige Freiheit war, den Song, Tonart B, Thema 32 Takte, Form AABA schneller oder langsamer bzw einmal mehr oder einmal weniger zu spielen.

Jegliche Versuche, etwas daran zu ändern, selbst sich in den genannten Grenzen zu verbessern, wurden als Verrat an der reinen Lehre beschimpft. Ich sehe darin weit mehr als die Weigerung, zu üben, sogar die Weigerung, andere Methoden oder Musik, ich würde sogar sagen, jegliche Alternative zu akzeptieren. Einen Blues hatten sie zugelassen, aber als ich Swing vorschlug, gingen alle Warnlampen an. So was abartiges wäre abzulehnen.

Das war leider das Ende meiner Beschäftigung mit Dixieland. Dabei ist Dixieland eine recht einfache Form, in der man schnell zu Hause ist. Dies bietet gute Möglichkeiten, sich  auszuprobieren, und technische und musikalische Fortschritte zu erzielen. Aber nicht mal das ließen die Leute zu: jeder Chorus wurde sofort bewertet.