Waldhornstimme ohne Tonartbezeichnung

Begonnen von Enthalpy, Montag, 13. April 2020, 18:10

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Enthalpy

Grüssn zam!

Gerade erfahre ich mit Entsetzen und Verzweiflung, daß die Hornisten lieber gar keine Tonartbezeichnung bekommen, sondern nur Versetzungszeichen. Porca miseria, Kruzekrizel, ist Musik leichter zu schreiben als Chinesisch?

Bei fester Höhe kann man zwar alles in C-dur schreiben, oder da das Waldhorn in F \transposition(iert), in F-dur bevor man \transpose. Aber wenn man verschiedene Transpositionen ausprobieren will, bzw. produzieren?

Die gewollte Musik ist schon für weitere Instrumente geschrieben, die Tonartbezeichnung folgt schön der Tonartbezeichnung, ich will die Noten natürlich identisch für das Horn behalten - aber extra für die Waldhörner müßte ich jetzt die Tonartbezeichnung entnehmen, für alle andere Instrumente behalten, mit automatischer Änderung. Habt Ihr Ideen?

Mein Versuche:

Ein zusätzliches \key c \major funktioniert nur bedingt. Dicht bei den Noten schon, außerhalb der \transpose und \Voice und \Staff leider nicht. Oder?

Gedanke:

Vielleicht \accidentalStyle dodecaphonic-first, und dann die existierende Tonartbezeichnung irgendwie verstecken lassen. Nicht sehr elegant, und ich befürchte künftige Sorgen. Und ob das so spät noch gelingt?

Seht Ihr eine saubere Lösung extra für das Waldhorn?
Danke!

Arnold

Hallo,

ja, die Tradition, die Waldhornstimmen ohne Vorzeichen zu schreiben, hat sich aus der Zeit der ventillosen Waldhörner gehalten. Dafür waren damals die Hornstimmen in allen erdenklichen Stimmungen geschrieben (»schnell mal ein Zwischenstück zwischen Mundstück und eigentlichem Horn tauschen«), aber das Notenbild gab dadurch fast immer nur die Naturtonreihe wieder - abgesehen von den Abweichungen, die sich durch das Stopfen erzielen ließen.

Demgegenüber wurden im Bereich der Salonorchester die Hornstimmen durchaus mit vorgezeichneten Tonarten geschrieben.

Ich schreibe deshalb »für die Hörner« grundsätzlich ein »Tag« vor dem Tonartenwechsel, damit ich dieses dann für die Hornstimme wegfiltern kann:
Mus = {
  \tag #'KeyChange \key bes \major
  bes4 d' f' bes'
}
Hr‗inF = \transpose f c' \removeWithTag #'KeyChange \Mus

Ich nahm mir die »Freiheit«, in dem Beispiel auch ein UTF8-Sonderzeichen zu benutzen, welches LILYPOND schon mindestens seit Version 1.12 in Variablennamen erlaubt.

Außerdem, ebenfalls wichtig für das Setzen von Hornstimmen:
Für die tiefen Noten wird der Baßschlüssel benutzt, aber in unterschiedlicher Weise für »traditionelle Noten« und für »moderne Noten«.
Die Hornisten, mit denen ich bisher zu tun hatte, auch geprägt durch die eher traditionelle Musik, die wir spielen, sind einem Baßschlüssel gewohnt, welcher der Eindeutigkeit halber im Lilypond als \clef "bass^[8]" notiert werden sollte. Die in eckiger Klammer stehende Acht gibt eindeutig an, daß es die traditionelle Lesart ist.

Arnold

Malte

Es geht viel einfacher als mit tags: einfach den Key_engraver aus dem entsprechenden Staff entfernen, dann gibts keine (General-)Vorzeichen, nur Versetzungszeichen (und die auch korrekt).\version "2.20.0"
\language "deutsch"

melodie = \relative {
  \key c \major
  f g a b
  \key f \major
  c d e h
  \key b \major
  c es d b
}

<<
  \new Staff \with {
    instrumentName = "in C"
  } \melodie
  \new Staff \with {
    instrumentName = "in F"
  } \transpose f c' \melodie
  \new Staff \with {
    instrumentName = "in F"
    \remove Key_engraver
  } \transpose f c' \melodie
>>

Enthalpy

\remove Key_engraver scheint ein Volltreffer zu sein.

Danke auch an Arnold, ich habe schon wieder etwas dazu gelernt.

Und \clef "bass^[8]": Gut zu wissen, denn noch vor drei Tagen antwortete mir eine bekannte Hornistin, die bevorzugte Art und Weise sei eine Quinte tiefer zu transponieren, in Violin- sowie in Baßschlüssel, unabhängig von der Reihenfolge.

Enthalpy

Für Waldhörner läuft
\remove Key_engraver
wie eine geschmierte Hexe!

Und auch
\removeWithTag
benutze ich nun, für einen anderen Zweck, siehe "Wieviele Files für ein Quartett".

Also: Danke und Danke!

Arnold

Gut, Enthalpy,

dann solltest Du dich noch über die Funktion \tagGroup informieren.
Du wirst sie vermutlich auch bald brauchen können.

Ich benutze es meistens, um eines von drei Tags (Partitur, Einzelstimme, Midiausgabe) zu behalten, ohne die anderen Tags zu »zerstören«.
Ist vor allem deshalb praktisch, da ein Zweig oftmals für zwei Erscheinungsformen gültig ist, z.Bsp. \tag #'(Partitur Einzelstimme) ... \tag #'Midiausgabe ...

Arnold