[Laute] Tabulatur Rhythmus wie im Barock oder Renaissance

Begonnen von Hilflos-im-Code, Donnerstag, 20. Februar 2020, 12:28

« vorheriges - nächstes »

Hilflos-im-Code

Also in der Renaissance und im Barock wurde der Rhythmus in Tabulaturen anders notiert als es Lilypond mit \tabFullNotation tut.
Hier ist

zu sehen, wie das funktionierte, erst wenn sich ein Notenwert änderte, wurde der Notenwert oberhalb notiert.

Geht das mit Lilypond?

Wenn man auch noch die verschiedenen Arten aus diesen Zeiten anschalten kann, bitte dazu schreiben, wie man die Stile wechselt.

Hilflos-im-Code

Ich habe eine Art Lösung. Ich habe in meinem Fall ein MusicXML nach Lilypond importiert. Aus irgendeinem Grund werden die Notenwerte nur fast immer dann angezeigt, wenn sie wechseln. Ob das am XML-erzeugenden Programm liegt oder dem XML-Import der Lilypondversion, kann ich nicht sagen.

Anyway, die vorhandenen Notenwerte durch entsprechendes Markup erweitern und dann sieht das so aus wie im Anhang.

harm6

Hallo,

welche fonts hast Du letztendlich verwendet für die Buchstaben und Notenwerte?

Gruß,
  Harm

Hilflos-im-Code

Für die Buchstaben den von Musescore. Für den Rhythmus habe ich den Font aus einem Tabulaturprogramm namens Fronimo verwendet.

harm6

Mich würde interessieren wie genau Du den TabNoteHeads bzw den Flags gesagt hast, welchen font sie verwenden sollen.
Kannst Du einen kurzen Abschnitt aus dem dies ersichtlich ist posten?

Gruß,
  Harm

Hilflos-im-Code

Siehe Anhang. Tabu ist der Fronimofont, den ich aber durch Neugenerierung in Fontfroge zur Mitarbeit "zwingen" musste. Ähnliche Fähnchen gibt es auch im Musescorefont.

Die Sonderzeichen die Du verwenden musst/kannst, findest Du mit Fontfroge raus, weil das leider vom Schriftsatz abhängt.

Je nachdem wie umständlich es ist, die Sonderzeichen auf deinem Rechner zu erzeugen, kann die Umformung dieser URL https://www.compart.com/de/unicode/U+00d9 bequemer sein.

harm6

Vielen Dank.

Du schreibst den Rhythmus also immer als markup.
Das geht natürlich, ist aber lästig...

Hier
http://lsr.di.unimi.it/LSR/Item?id=848
wird ein anderer Ansatz verfolgt. Vielleicht kann man den anpassen.

Ein automatisierter Ansatz wird hier verfolgt:
https://lists.gnu.org/archive/html/lilypond-devel/2016-09/msg00023.html
Dieser link führt auch zum letzten öffentlich sichtbaren file: duration-as-markup-11b.ly
Danach war die Diskussion privat. Ich müßte nachfragen, ob ich Trevors letztes file hier posten darf ...

ZitatDie Sonderzeichen die Du verwenden musst/kannst, findest Du mit Fontfroge raus, weil das leider vom Schriftsatz abhängt.
Es ist für mich nicht akzeptabel, bei jeder Schriftart erst rausfinden zu müssen, wo die nötigen Zeichen kodiert sind.
Hat jemand eine Idee das zu automatisieren?

Gruß,
  Harm

Hilflos-im-Code

#7
Zitat von: harm6 am Dienstag, 25. Februar 2020, 13:21
Vielen Dank.

Du schreibst den Rhythmus also immer als markup.
Das geht natürlich, ist aber lästig...


Eigentlich geht es, weil ich mit Suchen und Ersetzen arbeite. z.B. 8 wird zu 8 ^\acht .  Makro mit notepad erstellen und gut ist es.

Aber entscheidend ist, wie die Notenwertänderungen im Lilypond-Code notiert werden.
- nur beim Wechsel (Geht, ist aber Gechmackssache.)
- nur bei Wechsel und neuen Takten (super)
- bei jeder Note (nur bei bestimmten Tabulaturen schön. Bei meinem Verfahren meist eine Art Gau.)

Die anderen Sachen muss ich mir noch ansehen. Danke.

Hilflos-im-Code

#8
Ich habe mir duration-as-markup-11b.ly angesehen.

Für das erste funktioniert das für mich. Ich brauche glaube erst Mal nichts.

Nur eine Sache ist eigenartig. Bei den Basschören werden keine Striche erzeugt sondern Punkte, obwohl ich den Font besitze, auf den in Zeile 127-139 ("Make markup for bass courses.") zurückgegriffen wird. Entweder wurde im Lauf der Zeit der Font geändert oder diese Funktion funktioniert nicht. Anyway.

Wenn man aber der Allgemeinheit mit der Lautentabulatur eine Freude machen will, müsste man sich mit der Zeichenzuordnung bei den Basschören kümmern. Es geht meiner Meinung nach um zwei Dinge.

1. Glyphzuordnung

Nehmen wir mal an, es soll "//c" erzeugt werden.

Je nach Font ist notwendig:

  • Ein Glyph der alle Zeichen erhält
  • Zwei Glyphe (wie geht der Plural von dem Wort?) Weil es ein Doppelstrich und Dreichfachstrichglyph gibt
  • Drei Glyphe, weil es nur einen Einfachstrich gibt
Dann gibt es Fonts die /a,//a und ///a als Einzelglyph anbieten, aber //c zeichenweise zusammensetzt werden muss.

Es wäre schön, wenn man da als Nutzer einfach rankommen würde.

In duration-as-markup-11b.ly sieht es für mich so aus, einer Tonhöhe wird ein Font zugeorndet. Bei dem Glyphenwirrwarr müsste man einer Ausgabe z.B. //c einen Glyph oder Glyphenkombi zuordnen können. (Das gilt aber grundsätzlich für die Lautenfunktion in Lilypond.)

2. Formatierung
Weil duration-as-markup-11b.ly keine Querstriche ausgegeben hat, habe ich die Zeichen in FontForge zurecht geschoben. Das Ergebnis war wie im Anhang.



(Ich muss zugeben, dass ich zum ersten Mal so etwas gemacht habe, aber solche Fonts sind meinem jetzigen Horizont Hobbyarbeiten. Es ist mit so etwas zu rechnen. Man müsste so etwas zurecht schieben können.)

Persönlich finde ich, dass ///a bei der normalen Lilypondausgabe eigentlich zu breit wird.

Ich habe ja in diesem Thread eine Tabulatur eingeblendet. Lilypond ordnet die Zeichen horizontal an. In dem Faksimile sind die aber eher vertikal angeordnet, was die Sache schmaler, eleganter und besser lesbar macht.

Langer Rede kurzer Sinn, es kann hilfreich sein, wenn man die Anordnung der Zeichen beeinflussen könnte.

Ich habe noch einmal über deinen Ärger über die Sonderzeichen nachgedacht. Ich habe jetzt momentan 8 Fonts gesehen, die sich mit Tabulatur beschäftigen. Da sind Rhythmusflags drin, die ich noch nie gesehen habe und das dann auch noch in x-Varianten. Die Macher scheinen viel Liebe ins Detail zu stecken. Aber es fehlt jegliche Standardisierung, wo die Zeichen eingeordnet werden.

Wenn jemand mit so etwas ständiger arbeitet, sollte er sich aus diesen Fonts seinen eigenen Font zusammenbauen, dann bleibt die Sucherei erspart.

Durch duration-as-markup-11b.ly habe ich aber festgestellt Lilypond scheint eigene Glyphs zu haben, vielleicht wird das Leben auch leichter, wenn man selbst diese Glyphs erweitern kann/könnte.

Falls Du FontForge nicht nutzt, probiere es aus, weil das Nachschlagen ist nicht so schwer.

harm6

Den patch, der zusätzliche Baßsaiten als //a etc überhaupt möglich macht habe ich selbst geschrieben.
Die Diskussion hier (und in den anderen threads zum Thema) bieten einigen Stoff zum nachdenken, wie man das noch verbessern kann.
Vielen Dank für Deine Anregungen!

Ein Problem sind offensichtlich die "/"-Zeichen. Ich habe sie einfach als string (und damit aus der jeweiligen Schriftart zu nehmen) kodiert.
Da aber nicht jede Schriftart dieses Zeichen (gleich oder ähnlich) kodiert (insbesondere music-fonts) kann man Überraschungen erleben.
Wenn ich das neu patche, dann kann ich mich doch auch nicht darauf verlassen, daß jeder music-font ein Zeichen für ein, zwei oder drei slashes hat. Da wäre es wohl besser die Zeichen selber zeichnen zu lassen.
Genauso mit den anderen glyphen. Offensichtlich gibt es keinen Standard wo was hinterlegt wird. Wie soll dann ein source code darauf zugreifen?
Einzige Möglichkeit, der user zeigt was er haben will. Also mittels fretLabels etc.
Dann liegt das Problem beim user. Befriedigend ist das nicht. Imho kann man auch nicht erwarten, daß der user die Schriftart mit fontforge (oder ähnlichem) examiniert.

Ich muß da bei Gelegenheit noch mal mehr forschen.
Bis dahin bin ich für Vorschläge sehr dankbar.

Gruß,
  Harm

Hilflos-im-Code

Also ich habe Fontforge genau wegen der Tabulaturen entdeckt, wegen denen ich gerade frage. Also ich rege mich gerne über die Zumutungen und Frickeleien im Opensourcebereich auf. In Fontforge reinschauen gehört nicht dazu.

Die Striche malen ist nicht unbedingt eine Lösung. Wer auf Fonts zugreift, will ja eher einen altertümlichen Look. Da sind gerade, schöne Striche ein Widerspruch.

Also eigentlich ist es so, jeder Font hat seinen Schrägstrich und Buchstaben. Ob da noch Zusätze angeboten werden, ist dann egal. Die Zusätze werden nicht verwendet, sondern die Basschöre werden mit den "Basiszeichen " gebildet.

Dein Widerwille sich mit den User mit den Fonts zu beschäftigen, teile ich nicht so ganz.

Ich habe mir jetzt einige Tabulaturprogramme und deren Fonts gesehen. Man scheint bestrebt zu sein, dass Aussehen der Vorlage nachzubauen. Weisstabulaturen bekommen andere Fähnchen, wenn die Vorlage aus einem anderen Manuskript kommt und die Fähnchen dort anders geschrieben wurden.

Das hat aber auch zur Folge, das es pro Font mehrere Buchstaben- und Zahlenvarianten gibt. Bei einem nur zwei Varianten, beim anderen fünf. Man muss einfach reinschauen.

Ich bin hier gelandet, weil Musescore die Möglichkeit von Barocklautentabulatur anbietet und ich diese dort entdeckt habe, ich aber bei Musescore noch mehr Wutanfälle bekomme als bei Lilypond.

Also wenn ich bei Musescore für die Tabulatur einen eigenen Font verwenden will, muss ich Musescore für mich neu kompilieren. Und ich muss ich mich genauso durch die Fonts wühlen und Zuordnungstabellen (um)schreiben. Und dann noch rausfinden, wie kompiliere ich Musescore.

Oder ich bekomme eine Schnittstelle, wo ich meine Zuordnungtabelle eingebe und dann war es das.

Langer Rede kurzer Sinn, wer einen gewissen Look will, muss sich mit den Fonts beschäftigen. Aber man kann einem den Aufwand erleichtern, wie man dem Programm die Zuordnung mitteilt.

Und wem der Look egal ist, der nimmt die Basislösung. Also wer schön sein will, muss wie immer etwas leiden.

Mir ist durch diese Lautensache etwas aufgefallen.

Es gibt mindestens zwei Ansätze beim Notensatz.

Was ist guter Notensatz? Das kann man standardisieren, wie z.B. SMuFL. Oder historische Quellen nachbauen. Da wird es mit dem Standardisieren schwierig.  Die Lautentabulaturen gehören zum Nachbauansatz.