Ist das ein Bug

Begonnen von Hilflos-im-Code, Mittwoch, 11. Dezember 2019, 15:18

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Hilflos-im-Code

\version "2.19.65"

global = {
  \key c \major
  \time 4/4
 
 
   a ~ 4 4
}

sopranoVoice = \relative c'' {
  \global
  \dynamicUp
  % Die Noten folgen hier.
 
}

verse = \lyricmode {
  \set ignoreMelismata = ##t  Bald die
 
}

\score {
  \new Staff \with {
   
  } { \sopranoVoice }
  \addlyrics { \verse }
 
}


Meiner Meinung nach dürfte das Wort die nicht nach vorne rutschen, wenn ich \set ignoreMelismata = ##t setze.

1. Eine Note mit einem Haltebogen ist kein Melisma.
2. Wenn ich ein Melisma notiere, tue ich das in dem ich die Noten mit "()" einklammere.

Also Lilypond tut etwas satztechnisch Falsches und reagiert auf einen Sachverhalt, der kein Melisma darstellt.

harm6

Es ist dokumetiert wie LilyPond Melismen erkennt und damit umgeht. In Auszügen:
Zitat
There are five ways in which melismata can be indicated:

    Melismata are created automatically over notes which are tied together:
   
    Melismata can be created automatically from the music by placing slurs over the notes of each melisma.
   
    Notes are considered a melisma if they are manually beamed, providing automatic beaming is switched off.
   
    An unslurred group of notes will be treated as a melisma if they are bracketed between \melisma and \melismaEnd.
   
    A melisma can be defined entirely in the lyrics by entering a single underscore character, _, for every extra note that has to be added to the melisma.

Wenn Du also
ignoreMelismata = ##t
schreibst, schließt Du auch den ersten aufgeführten Fall, den mit den Ties, als Melisma aus.

Mit anderen Worten, kein bug sondern intendiert.
Ob die Intention sinnvoll ist, mögen andere kommentieren, ich setze so selten Gesangsnoten.

Gruß,
  Harm

Hilflos-im-Code

Dann ist die Intention ein Bug. Tie, Haltebogen oder Bindebogen sind kein Melisma, sondern Slurs.

Melisma https://de.wikipedia.org/wiki/Melismaist die Verteilung einer Silbe auf mehrere Töne. Durch einen Haltebogen "Tie" entstehen keine mehreren Töne, sondern eine zwei Noten mit einem Haltebogen bilden einen Ton. Wie man auf zwei Noten mit einem Haltebogen verbunden - also einem Ton - zwei Silben singt, muss der Verfasser der Definition vorführen.

Malte

Was genau zu einem Melisma führt (Haltebögen ~, Bindebögen (), Balken [], Befehl \melisma/\melismaEnd), kann in melismaBusyProperties festgelegt werden:\set melismaBusyProperties = #'(tieMelismaBusy)

harm6

Ich denke Du vermengst hier zwei verschiedene Sachen.
(1) Die musiktheoretische Sicht. Hier hast Du natürlich vollkommen Recht und genauso wie wikipedia.
(2) Die notensatztechnische Sicht. Ein Notensatzprogramm (egal welches) trägt idR dafür Sorge die Ansprüche der Benutzer zu erfüllen.
Tatsächlich habe ich schon oft etwas gesehen wie:

{
  b8[~ b] b4
}
\addlyrics { buh  __ bah }
\addlyrics { \set ignoreMelismata = ##t foo bar buzz }


Eine zweite Strophe mit anderer Silbenzahl, aber simpler Eingabe.
Oder denke an Gregorianik. Da werden häufig viele Silben auf einen sichtbaren Ton gesungen.

All das sollte setzbar sein. Also muß es Wege geben es zu schreiben selbst wenn es musiktheoretisch, manchmal auch schlicht physisch, falsch oder unmöglich ist. Im übrigen unterlag und unterliegt die Musiktheorie dem historischen Wandel. Was einst richtig oder falsch war ändert sich mitunter, das spiegelt dann auch die Notation wieder.
Das Notensatzprogramm dann am besten auch, zumindest potentiell.

Deinen speziellen Fall kann man vielleicht über melismaBusyProperties einregeln, aber da bin ich nicht wirklich sachkundig.

Gruß,
  Harm