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Allgemeine Fragen und Probleme => Fragen und Probleme aller Art => Thema gestartet von: viertel am Sonntag, 27. September 2020, 16:13

Titel: Zwei verschiedene Taktnummern
Beitrag von: viertel am Sonntag, 27. September 2020, 16:13
Hallo zusammen

Folgendes Problem:
In der Partitur ist das ganze Stück durchlaufend mit Taktnummern versehen, keine Wiederholung.
In einer (oder mehreren) Stimme(n) gibt es jedoch einen größeren Block, der sich wiederholt. Anstatt ihn zweimal zu setzen (kopieren oder wie auch immer) macht es in der Einzelstimme Sinn, mit D.S. und Kopf zu arbeiten. Dabei haben die Takte des wiederholten Blockes eigentlich zwei verschiedene Taktnummern, da sie ja in der Partitur an verschiedenen Stellen erscheinen.
Die Taktnummern werden ja mit currentBarNumber kontrolliert.
Gibt es eine Möglichkeit (gefunden habe ich nichts), die Takte dieses wiederholten Blockes mit zwei verschiedenen Taktnummern zu versehen? Oder ist das ein Fall für den Weihnachtswunschzettel?

Ich bin gespannt...
Version 2.20.0
Titel: Antw:Zwei verschiedene Taktnummern
Beitrag von: Schneider am Montag, 28. September 2020, 10:56
Hallo viertel,

\version "2.20.0"

{
  c'1 \break
  \once \override Score.BarNumber.stencil =
    #(lambda (grob) (grob-interpret-markup grob
                      #{
                        \markup
                        \override #'(baseline-skip . 2)
                        \center-column { 13 73 }
                      #}))
  1
}


Gruß,
Pierre
Titel: Antw:Zwei verschiedene Taktnummern
Beitrag von: viertel am Montag, 28. September 2020, 11:53
Danke, Pierre, für deine Antwort.
Aber ich suche eine Möglichkeit, nicht nur diesen einen Takt mit genau diesen Nummern zu versehen, sondern einen ganzen Block von Takten mit doppelten Nummern zu versehen. Also ein allgemeines Verfahren.
Ich denke an so etwas wie eine Offset-Variable, offsetBarNumber. Wenn die größer Null ist, dann werden die Taktnummern doppelt ausgegeben, currentBarNumber und currentBarNumber+offsetBarNumber. Damit müssen dann auch nicht zwei Variablen für die Taktzahlen hochgezählt werden.
Score.BarNumber.stencil müßte also diese Offset-Variable berücksichtigen. Leider komme ich mit diesem Mix aus Lilypond-Syntax und Scheme überhaupt nicht zurecht  :(
Titel: re: Zwei verschiedene Taktnummern
Beitrag von: ingmar am Montag, 28. September 2020, 15:14
Du willst die gleiche Stelle in der einen Stimme ausnotieren, in der anderen durch Sprungmarken anzeigen?

Ich kann nur sagen: Tu es nicht. Es ist total unüblich und führt garantiert zu Verwirrung. Die Spieler fragen den Dirigenten, ob er die Stelle zwei Takte nach der Sprungmarke meint, er versteht nicht, was die wollen; er lässt ein Piano eintragen, die Musiker wissen nicht, ob das für "beide Male" gelten soll, sie nennen eine Taktnummer, aber die falsche...

Takststriche, Sprungmarken, Wiederholungszeichen, "Haus 1" und "Haus 2" in der Wiederholung: Solche Dinge müssen immer für alle Stimmen und die Partitur völlig identisch sein. Dir mag klar sein, wie deine Noten zu v erstehen sind; der Dirigent aber hat das Gefühl, auf Glatteis zu stehen und sich auf nichts verlassen zu können. Du musst das unbedingt vermeiden. Ich meine es ernst.
Titel: Antw:Zwei verschiedene Taktnummern
Beitrag von: viertel am Montag, 28. September 2020, 16:10
Danke, Ingmar, ich verstehe, daß du darin ein Problem siehst.
Aber es ist in Wirklichkeit nicht so schlimm, wie du vermutest. Das kam tatsächlich schon hin und wieder vor, daß in gedruckten(!) Verlagsnoten diese Technik verwendet wurde (um Platz=Papier zu sparen, d.h. weniger Blätter in einem Stück; 3 statt 5 Seiten sind da schon handlicher). Und Dirigent und Orchester kamen damit gut zurecht.
Es ist also nicht meine "Erfindung" ;)
Titel: Antw:Zwei verschiedene Taktnummern
Beitrag von: Arnold am Mittwoch, 30. September 2020, 08:14
Hallo vietel,

ich verstehe dein Ansinnen gut, und auch, wie fehleranfällig das ganze ist.

In der letzten Zeit habe ich die »umgekehrte Methode« in Lilypond angewandt:
In einem Quintett hatte ein Instrument in einer der Wiederholungen unterschiedliches zu spielen.
In der Partitur notierte ich dieses als zwei Notenzeilen.
In der Einzelstimme war das aufgelöst, aber mit »a« und »b« nach den Taktzahlen. Bewerkstelligt mit entsprechender Taktzählungseinstellung in Lilypond, und (in der Einzelstimme) dann ein Null-Längen-repeat mit zwei langen alternatives - \repeat volta 2 { s4*0 } \alternative { { \SI } { \SII } } - und natürlich die Taktzahlen auch am Anfang dieser Abschnitte anzeigen, Wiederholungszeichen durch doppelte Taktstriche überschreiben!

Handschiftlich hatte ich Taktzahlen in gekaufte Orchesternoten einzutragen. In zwei der Stimmen waren die erste Wiederholung und das DaCapo ausgeschrieben, damit das Umblättern besser geht. Da habe ich auch die Taktzahl »1« mehrfach hineingeschrieben.

Und vor langer Zeit habe ich etwa nach deinem Ansinnen gearbeitet - auch nur handschriftlich.
Es war ein Instrumentalsolo mit Klavierstimme (auf zwei Seiten).
Die Klavierstimme wurde quasi durch eine »Orchestrierungsstudie« ersetzt.
Die Wiederholung mit »1. p / 2. ff« wurde in den Orchesterstimmen aufgelöst, da die Quasi-Wiederholung komplett anders orchestriert wurde.
In die originale Klavierstimme schrieb ich dann bis zu drei Taktzahlen an einem Taktstrich, und zwar so, daß ich noch »Wiederholung aufgelöst, kein DaCapo« von »Wiederholung bleibt, aber mit DaCapo« unterscheiden konnte.
Die Taktzahlen habe ich dann ähnlich den RehearsalMark in Rechtecke eingefügt. (Da gibt es übrigens ein Beispiel in den Handbüchern, wie man diese mit der aktuellen Taktzahl füllt).
Die vier Arten waren:
Fazit: Mit vier verschiedenen Taktzahlenformatierungen (in einem selbsterstellen Stencil oder mittels vier unterschiedlichen Stencils) dürfte dies in LILYPOND sicher realisierbar sein, aber in der Anwendung bleibt es sehr fehleranfällig.

Arnold