Komplexe Klavierstimme (Gelöst)

Begonnen von Joei, Sonntag, 22. Juli 2018, 13:20

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Joei

Moin,

ich habe eine etwas sehr volle Klavierstimme und habe jetzt folgendes versucht

  • 3 Einzelstimmen
  • <<{}\\{}\\{}>> Konstrukt
beides führte zu diversen Überschneidungen und Verrückungen und sah doof aus.. Überfordere ich Lilys automatische Anordnung, will heißen: muss ich da manuell eingreifen, oder nutze ich das falsch...

Es geht um die rechte Hand (Takte 2 und 3) der Klavierstimme:


Ich arbeite in 2.19.40 und bin Dankbar für Ideen und Vorschläge :)
Joei


Malte

Hallo Joei,

grundsätzlich kann man hier schon mit drei Stimmen arbeiten. << \\ \\ >> tut übrigens auch nichts anderes, als drei Stimmen anzulegen und die noch mit \voiceOne, \voiceTwo und \voiceThree zu belegen.
\version "2.19.82"
\language "deutsch"

\relative {
\key a \major
\time 4/4
\partial 8
cis''16 a
<<
{
cis, d e a~ 16 fis gis h~ 16 gis a cis e8 a,16 gis
a cis cis e~ 8 d~ 16 cis h a h8 e16 d~
16 cis h d <cis a>8. <fis, cis>16~ fis h, e gis <e h'>8~ <gis h>16 <fis a>
gis8. a16 fis8. gis32 a
} \\ {
cis,4 d e4. fis8
<e a>4~ e8 gis~ <gis h>16 a gis fis <gis h>4~
16 a gis h s4 h,~ 8 cis
fis16 dis e8~ 16 cis dis8
} \\ {
\voiceFour
s2 s8 a'4 s8
s cis \once \stemUp h4~ \override NoteColumn.ignore-collision = ##t \once \hideNotes 16 s s4.
s2 s8 e,~ \noBeam \hideNotes 8 s16 fis~
16
}
>>
<e gis>8. <dis fis>16 <e gis>8 r
}

So könnte das gehen. Ich habe hier die äußeren beiden Stimmen (das sind im << \\ \\ >> die ersten beiden) ohne irgendwelche Besonderheiten eingeben können. In der dritten, mittleren Stimme habe ich etwas nachgeholfen: Mit s habe ich zweistimmige Teile übersprungen, \voiceFour habe ich gesetzt, weil tendenziell die Hälse und Bögen nach unten gehen sollen (mit einer Ausnahme, wo ich \once \stemUp gesetzt habe). Dann noch unsichtbare Noten (\hideNotes), die ohne Rücksicht auf Kollisionen gesetzt werden (ignore-collision), um Haltebögen von einer Stimme zu einer anderen zu realisieren.

Davon abgesehen: Wieso möchtest du das exakt so abschreiben? Es handelt sich hier ja um eine Generalbaßstimme, die der Herausgeber der Noten ausgesetzt hat; der Generalbaßpraxis entspräche es eher, die rechte Hand ganz wegzulassen und dem Spieler die Sache zu überlassen. Wenn man dagegen dem Spieler eine Hilfestellung bieten will, weil längst nicht jeder Pianist (bei Cembalisten und Organisten ist es etwas wahrscheinlicher) auch Generalbaß kann, sollte die meiner Meinung nach nicht so kompliziert und gekünstelt sein.

Solche Generalbaßstimmen und Klavierauszüge sind übrigens so mit das blödeste, was man an Klaviermusik leicht spielen, aber schwer eingeben kann, weil ständig die Anzahl der Stimmen wechselt oder Bögen von einer zur anderen Stimme gehen.

Joei

#2
Danke Malte,
das muss ich mir nachher in Ruhe anschauen. Vor allen das mit den unsichtbaren Noten.

Zu Deinen Fragen. Die etwas artifizielle GB Aussetzung von 1910 übernehme ich aus der Not geboren, da ich zwar rein theoretisch sagen könnte, was hin muss, aber selber leider nicht Klavier spiele (geschweige denn GB) um das selber in einer brauchbaren Fassung auszusetzen und gleichzeitig eine ausgesetzte Version haben möchte ;)

Wenns irgendwo ein "Freiwilligenforum" gäbe für solche Aufgaben, würde ichs ausschreiben ;)

Viele Grüße
Johannes

Malte

Zitat von: Joei am Sonntag, 22. Juli 2018, 16:56
das muss ich mir nachher in Ruhe anschauen. Vor allen das mit den unsichtbaren Noten.
Du kannst, um das ganze nachzuvollziehen, \voiceFourStyle zusätzlich am Anfang der 3. Stimme setzen und am Anfang der Datei \hideNotes umdefinieren:hideNotes = {
  \override NoteHead.color = #green
  \override Stem.color = #green
  \override Flag.color = #green
  \override NoteHead.layer = 2
}

Dadurch siehst du, wo was ,,unsichtbares" rumfliegt ;) Und \voiceFourStyle hebt die Noten von den anderen, schwarzen, runden graphisch ab.
Zitat
Wenns irgendwo ein "Freiwilligenforum" gäbe für solche aufgaben, würde ichs ausschreiben ;)
Einen einfachen GB könnt ich dir schreiben, nur habe ich leider gerade überhaupt keine Zeit ...

Joei

ah kapiert, so kriege ich stimmübergreifende Bögen... cool...
Kann man irgendwie den Radius eines Bindebogens tweeken? Um die Kollisionen in T2 und 3 zu vermeiden?
Joei

Malte

Zitat von: Joei am Montag, 23. Juli 2018, 10:22
Kann man irgendwie den Radius eines Bindebogens tweeken? Um die Kollisionen in T2 und 3 zu vermeiden?
Ja, das geht grundsätzlich. Dazu mußt du Tie.details.height-limit ändern, z. B. für den Bogen in der unteren Stimme in Takt 3:\once \override Tie.details.height-limit = 2.0Standardwert ist 1.0, siehe Tie in der Internals Reference. Da findet man auch andere Eigenschaften, die man noch verändern könnte, interessant ist manchmal details.ratio.

Für Takt 2 wird das allein nicht reichen, weil zwischen der Notenlinie und dem gis der Unterstimme so wenig Platz ist. Hier kann man aber vielleicht noch die vertikale Position des Bogens anpassen, z. B.\once \override Tie.details.height-limit = 0.3
\once \override Tie.staff-position = -0.2


Ich würde allerdings für diese Stelle noch eine andere Möglichkeit in Erwägung ziehen: Der Bogen kann quasi hinter dem gis verschwinden statt es zu schneiden. Dafür brauchts drei Dinge:

  • Die whiteout-Eigenschaft des gis-Notenkopfes muß gesetzt werden. Für ein schöneres Ergebnis auch die whiteout-style-Eigenschaft.
  • Das gis muß auf eine so ,,tiefe" Ebene gelegt werden, daß der dadurch entstandene weiße Rahmen nicht die Notenlinien überdeckt.
  • Der Bogen muß noch eine weitere Ebene tiefer gelegt werden.
Das heißt für das gis:\once \override NoteHead.whiteout = 3
\once \override NoteHead.whiteout-style = #'outline
\once \override NoteHead.layer = -1
und für den Bogen:once \override Tie.layer = -2

Joei

wow.
Und mir gefällt eindeutig die "3D"-Variante am besten.
Herzlichen Dank für die Erweiterung meines Lilypond-Verständnisses.